Sprache

6
Okt
2010

Ö1 machts

Via Twitter fragte Corinna Milborn bei ihren Followern, wozu sie eine Glosse schreiben wollte:

Offenbar war mein Vorschlag zum "Jargon der Eigentlichkeit" inspirierend - für sie (1) bzw. (2) - und dankenswerterweise auch für mich.

Hier nun die Ergebnisse:

Die gesamte Sendung "Diagonal" vom 2.10.2010 als Stream und Info: http://oe1.orf.at/programm/255463

Und hier noch der Text, zur Verfügung gestellt von der Autorin:

Diagonal warnt:
Vor dem Wörtchen "eigentlich."

Es schleicht in die Wahlreden der Wahlverlierer, die in autistischer Realitätsverweigerung jubeln, EIGENTLICH hätte sie gewonnen. Es poppt in den Kommentaren auf, die meinen, dass Thilo Sarrazin in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ ja EIGENTLICH recht habe mit seiner Kritik an Einwanderung, und er das mit der Rassenlehre ja wohl EIGENTLICH nicht so gemeint habe, während die, die ihn kritisieren, damit EIGENTLICH die Redefreiheit abschaffen – ein abstruser Vorwurf angesichts des Raumes, das das Buch einnimmt. Es verharmlost die Tatsachen, wenn man liest, dass HC Strache ja EIGENTLICH nicht rechtsradikal sei, sondern eben die Sorgen und Ängste seiner Wähler ernst nehme, die natürlich EIGENTLICH auch nicht fremdenfeindlich seien, sondern nur so wählen. Das Wörtchen EIGENTLICH ist das Schmiermittel in unserer Postdemokratie, in der keine Positionen mehr eingenommen und keine Probleme mehr angesprochen werden, sondern Wahlkämpfe nur mehr Schaukämpfe zwischen konkurrierenden PR-Teams sind, die das WESENTLICHE mit Nebelwerfern verschleiern. Wer EIGENTLICH sagt, meint weder ja noch nein und entzieht die Angriffsfläche, um sich hinter dem Nebel gemütlich auszuschnapsen, wer nun was bekommen soll, während das Publikum, das einmal der Souverän war, sich angewidert abwendet. Wir brauchen dieses Wort EIGENTLICH nicht. Redet Klartext, Leute.


Diagonal empfiehlt:

Vietnamesische Nudelsuppe im 15. Bezirk in Wien.

Sie kommt in einer großen Schale mit glitschigen Reisnudeln und hauchzart geschnittenem Rindfleisch, duftet nach frischem Koriander und Limetten: Pho, die vietnamesische Nudelsuppe, in allen Großstädten dieser Welt an jeder Ecke erhältlich. Nur Österreich verharrte imbisstechnisch im Würstelstand- und Kebabmief, bis heuer im Sommer ein charmanter Imbissstand mit Plastiktischen am sehr un-hippen Schwendermarkt im 15. Bezirk einsprang. Frau Trang Dang serviert dort die beste Nudelsuppe der Stadt und zeigt dazu gerne Fotos aus ihrem Heimatdorf. Das beweist, das der 15. Bezirk, oft geschmäht als Ghetto und Freiluftbordell, der wahre Hort von Kosmopolität in dieser Stadt ist, was erstaunlicherweise nur die ÖVP erkannt hat, die andernorts den Wahlkampf mit dumpfen Sprüchen wie „am besten auf deutsch oder „schwarz macht geil“ bestreitet. Im 15., dem angeblichen Ghetto, plakatiert die ÖVP das einzig wahre Problem dieses Bezirks: „Brunnen ohne Grün sind sinnlos“ lautet hier der Slogan, etwas dada, aber erfrischend und pragmatisch wie Nudelsuppe. Kosmopolität steckt an. Möge sie bis in die Innenbezirke vordringen und uns Nudelsuppen bescheren, überall, wie in anderen Großstädten dieser Welt.

13
Jul
2009

montenegrinisch...

klar.
und in den bewerbungsunterlagen steht dann unter sprachkenntnis: serbisch, kroatisch, bosnisch, albanisch, slowenisch, kosovarisch, mazedonisch, jeweils natürlich perfekt...

http://orf.at/ticker/334349.html

25
Jun
2009

10
Apr
2009

2
Dez
2008

18
Nov
2008

slowakische sprache?

http://orf.at/ticker/308675.html

reinheit...

3
Nov
2008

Mehrsprachigkeit

http://science.orf.at/science/news/153137

und hoffentlich werden meine Kinder alle mehrere Sprachen lernen...

8
Okt
2008

berechtigung? gleich?

Kleine Zeitung, 8.10.08, Seite 6

HENRYK M. BRODER
BRIEF AUS DEUTSCHLAND

Das I der Idiotie und der Verlust des Männlichen

Warum aus dem Mann ein Sitzpinkler wurde und warum AlkolikerInnen noch immer selten sind.

Die englische Schriftstellerin Fay Weldon hat vor kurzem in einem Gespräch mit der Zeitung „The Scotsman“ über den Rollenwechsel geklagt, der zwischen Frauen und Männern stattgefunden habe. Frauen seien maskulin und Männer feminin geworden, zum Nachteil beider Seiten. Derselbe „gender switch“ spiele sich auch „in ganz Europa“ ab. „Nationen sind feminisiert worden und sorgen sich darum, was die Nachbarn denken könnten, Regierungen reden über Teilnahme, Fürsorge und Kompromisse, während sie früher über Macht, Disziplin, Organisation und Kompetenzen gesprochen haben.“ Sie verhielten sich wie geschlagene Frauen, die die Schuld für das Verhalten ihrer Männer immer bei sich suchen und, statt sich zu wehren, versprechen, den Mann nie wieder zu provozieren. „Das ist gefährlich – Unterwerfung macht alles noch schlimmer.“ Wenn der Islam angreift, „entschuldigen wir uns, weil wir ihm nicht genug Respekt gezollt haben“.

Fay Weldon gilt als Feministin, zumindest hat sie mit der Frauenbewegung sympathisiert. Sie sagt, sie tut es noch immer, was sie nicht daran hindert, die fatalen Folgen der „Feminisierung“ zu bedenken.

Dass sie Recht hat, wird jeder bestätigen, der mit offenen Augen mittags durch eine deutsche Stadt geht. Kaum ein Mann, der nicht gepierct wäre, keine Drogerie oder Parfümerie, die nicht spezielle Produkte für den Mann anbieten würde. Die Cafes sind voll mit parlierenden Männern, die offenbar weder einer geregelten Arbeit nachgehen noch eine Familie ernähren müssen. Aber das sind nur Äußerlichkeiten. Inzwischen leiden auch Männer unter Wechseljahren und wenn sie ganz unter sich sind, reden sie nicht über Fußball und Formel 1, sondern darüber, wie benachteiligt sie sich fühlen, weil ihnen die Erfahrung der Schwangerschaft versagt bleibt.

Schwer zu sagen, wann das alles angefangen hat. Mit den Studenten, die in Latzhosen und mit Strickzeug in die BWL-Vorlesungen gekommen sind? Mit den kleinen Stickern, auf denen die Männer aufgefordert wurden, sich zum Pinkeln hinzusetzen? Mit dem Satz „Wir sind schwanger“, mit dem Paare bekannt geben, dass die natürliche Insemination geklappt hat?

Dass die Feminisierung des Alltags in Deutschland sich dermaßen flächendeckend durchsetzen konnte, hat mit der Struktur der deutschen Sprache zu tun. Vor etwa 20 Jahren hat die Berliner „taz“ das große „I“ erfunden, seitdem gibt es die LeserInnen. Es dauerte nicht lange, und es traten bei Wahlen auf der einen Seite PolitikerInnen und auf der anderen WählerInnen auf. Inzwischen werden SoldatInnen zu Kampfeinsätzen in die Welt geschickt und bei den Feierlichkeiten zur Erinnerung an den Holocaust ist routinemäßig von Juden und Jüdinnen die Rede, damit niemand auf die Idee kommt, es seien nur männliche Juden in den Tod geschickt worden. Die sprachlichen Verrenkungen finden dort eine Grenze, wo es um ein sozial verwerfliches Verhalten geht. Spekulanten und Verbrecher bleiben exklusiv männlich, ebenso Antisemiten und Kinderschänder.

Aber das muss nicht ewig so bleiben. Zunehmend nehmen auch AlkoholikerInnen und KampftrinkerInnen an Saufgelagen teil.

Eine Gesellschaft, in der mit großer Leidenschaft über das Kilometerpauschale diskutiert wird, kann sich solche Eskapismen leisten – so lange, wie sie nicht mit existenziellen Problemen konfrontiert wird.

Dann aber stehen die Sitzpinkler aller Disziplinen auf und erklären das Ende der Gemütlichkeit. Derweil wenden sich sowohl Kanzlerin Merkel wie auch ihr Finanzminister Steinbrück an die „Sparerinnen und Sparer“ im Lande und garantieren den Schutz ihrer Spareinlagen. Die Krise rast auf den Abgrund zu, nur die politisch korrekte Idiotie bewegt sich nicht von der Stelle.

6
Okt
2008

der - die - das

sprachverwirrung? oder wie war das nochmal mit der cola?

http://orf.at/080930-30085/
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traumaphilologie

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